Die Wetterprognosen für Pfingsten waren gemischt. Für Freitag, den Tag der Abfahrt nach England gab es sogar Unwetterwarnungen für Nordfrankreich, Südbelgien und Teile des Niederrheins.
Ganz auf Abenteuer getrimmt, konnte dies die Vorfreude auf die anstehende Tour aber nicht im Geringsten mindern. Augen zu und durch schien zur Not die Devise zu lauten.
Aber wenn Engel reisen …
Treffpunkt war die Tanke in Elmpt. Direkt an der A52 kurz vor der niederländischen Grenze gelegen. Karren volltanken und dann auf die ca. 350KM lange Tour nach Calais begeben. Mit von der Partie waren Ralf, Gitti, Roger, Martina, Ilona, Carsten, Leila, Franky, Rainer, Maria und Kai. 11 Reisende auf 7 Maschinen. Doch bevor es schlussendlich losging, noch einen Blick in den McDonalds geworfen und ein Getränk und einen Snack einverleibt.
Wie sollte das Wetter werden? Ralf hatte versichert, mit dem Herrn der Himmelsschleusen einen Deal ausgehandelt zu haben. Seine Ansage: „Es bleibt trocken!“ Geglaubt wurde ihm nur bedingt. Im Michelin-Männchen-Outfit bestieg der eine oder andere (Bei-)Fahrer sein Bike, um pünktlich um 12.00h zu starten. Der Hinweg war über Brüssel geplant. Tiefe Gewitterwolken im Nacken flog das 7er-Geschwader im Formationsflug durch die Niederlande. Nur einmal zerriss es die Formation kurzzeitig. Rainer verlor beim Abdrehen des Geschwaders Richtung Brüssel kurz den Anschluss. Dies wurde aber binnen Minuten wieder ausgeglichen und so ging es einem sich weiter auflockernden Himmel im Blick bis nach Brüssel. Kurz hinter Brüssel wurde ein Tank- und Pippi-Stopp eingelegt. Die Michelin-Männchen entledigten sich ihres überflüssigen Outfits.
Danach wurde das Wetter weiter zunehmend schöner und die ganze Crew kam gut voran. Der Fähranleger in Calais wurde pünktlich erreicht. Nun konnte erst einmal bestaunt werden, wie der Brexit das Reisen verändert hat. Die Zoll- und Grenzschützer vermittelten einem das Gefühl, sich aufgrund einer terroristischen Bedrohungslage einer Rasterfahndung auf Stufe 1 von 3 stellen zu müssen. Man, was haben die alles versucht haben, aus den Reisepässen rauszulesen. Sogar Lupen wurden eingesetzt!
Das Verladen auf die Fähre war absolut easy going! Nun gab es die Chance zollfrei einzukaufen. Aber warum sollte man dies tun. Zollfrei waren die feilgebotenen Waren immer noch ca. 20% teurer als im heimischen Supermarkt. Einen kleinen Zwischensnack im Bordrestaurant und eine schöne Zeit draußen an Deck mit einem wunderschönen Sonnenuntergang. Herz, was willst’e mehr?
Die White Cliffs of Dover im Blick legte die Fähre nach ca. eineinhalb Stunden Fahrt sicher an.
Als Zweiradfahrer begünstigt, verließen die NRC‘ler relativ zeitnah das Schiff. Bevor es ins Hotel ging, wurde noch Folkestone angesteuert. Fish ‚n‘ Chips zum Ersten! Gespeist wurde auf Bänken direkt am Hafen. Gestärkt ging es dann zum Premier Inn, wo uns leider aufgrund des späten Eintreffens ein Bier im angrenzenden Pub versagt blieb. Egal; einchecken und Bett!
Samstagmorgen waren schon alle früh aus den Federn. Ein wunderbares Frühstück wartete. Für die Harten unter uns gab es Baked Beans, Scrambled Eggs, Roasted Tomatoes, Bacon, Sausages und Black Pudding … lecker!!! Anm.d.Red.: Es gab auch ein Continental bzw. Vegan Breakfast.
Mit dieser Grundlage im Bauch ging es zur Tanke und von dort aus weiter über Dover nach Maidstone zum Harley-Dealer. Shop till you drop 😊. So fand jeder irgendetwas Neues und Nützliches. Bemerkenswert ist, dass es im Vergleich zu Deutschland ein gänzlich andersgeartetes Sortiment gibt. In England gibt es Sachen aus den USA, die man bei uns nicht vor Ort bei einem Dealer kaufen kann. Ein gewichtiger Grund mal so eine Fahrt mitgemacht zu haben.
Zurück ging es über Canterbury, eine der ältesten Städte in England. Den Eintritt für die Kathedrale war aber keiner bereit zu zahlen. Lieber schlenderte man in kleinen Gruppen durchs Städtchen und kümmerte sich um das leibliche Wohl.
Danach ging es über Land weiter. Zurück im Hotel wurde sich frisch gemacht und anschließend der Pub aufgesucht. Die Folgen der Dehydration ausgeglichen ging es nahtlos über zum Abendessen.
Von Gemüse über Fisch bis zum Steak war für alle das Richtige dabei. Der Abend klang dann dort aus, wo er vor dem Abendessen begonnen hatte. Bei schönen Gesprächen wurden Pläne für den nächsten Tag geschmiedet.
Am Sonntag teilte sich die Gruppe auf. Rainer, Carsten und Ilona wollten noch ausgiebiger die südenglische Küste in Augenschein nehmen und fuhren nach Hastings.
Martina und Maria fuhren mit dem Bus nach Folkestone, um dort durch die Stadt zu bummeln und im Umland spazieren zu gehen.
Ralf, Gitti, Leila, Franky, Roger und Kai trieb es nach Margate. Malle London veranstaltete dort ein Race-Event direkt am Strand. Wahnsinn, wie begeistert Engländer vom Motorsport sind. Eingetroffen ziemlich genau mittags konnte man sich so eben noch einen ungefähren Überblick verschaffen, bevor eine riesige Gruppe Gentleman-Driver von ihrer Ausfahrt zurückkehrten. Im feinsten Tweed mit Weste, Krawatte, Fliege und z.T. Gamaschen kamen die Herren auf ihren im Bobber-Style umgebauten Maschinen zurück. Echt starker Auftritt. Dies findet man bei uns in Deutschland so gut wie nie.
Da sich die Ebbe noch etwas Zeit ließ, verzögerten sich die Beach-Races ein wenig. Also einen guten Platz am Strand gesucht und etwas ausruhen.
Dann aber starteten auch schon die Rennen. Mensch, die schenkten sich aber auch nichts. Bei allem Sportsgeist hatte man aber das Gefühl, dass nicht das Siegen wichtig war, sondern eher das Dabeisein. Gerne wären alle noch ein bisschen länger geblieben, aber man hatte sich ja um 17.00h in Folkestone verabredet zu …?
Genau: Fish ‚n‘ Chips!
So ging es zurück durch Englands Süden Richtung Dover und dann weiter nach Folkstone. Hier trafen dann alle wieder zusammen.
Auf dem Rückweg von Folkestone zum Hotel wurde noch am Battle of Britain Memorial angehalten. Hier wird den Helden des Luftkampfes über England im 2. Weltkrieg gedacht. Auf den Gedenksteinen sind die Namen von mehr als 3.000 englischen Fliegern aufgezählt, die ihr Leben in diesem sinnlosen Krieg verloren haben. Schon bedrückend, insbesondere wenn man durch die Gedenkstätte weiter Richtung Klippen läuft. Hier tut sich ein fantastischer Blick auf eine wunderschöne Landschaft auf, die ein halbes Jahrzehnt lang von einem Haufen von Idioten in eine Apokalypse verwandelt wurde.
Den Abend ließen die NRC’ler wieder im Pub ausklingen. Bei Beschallung aus einem kleinem DAB-Radio wurde viel gelacht.
Der kommende Morgen bedeutete frühes Aufstehen. Abfahrt 6.00h. Dies wegen der Zeitverschiebung in England. Da die Maschinen bereits am Vorabend betankt waren, ging es ohne Umwege schnurstracks nach Dover. Auch hier hatte der Zoll wieder seine eigenen Vorstellungen von einem reibungslosen Grenzverkehr. Mit etwas Glück (Einsatzwille des Zolls) hätte man eine Fähre früher erreichen können. So nahm man Aufstellung in der zugewiesenen Abfertigungsreihe und begab sich zum Frühstück ins nahe Bistro.
Mit Festmachen der Fähre ging es dann an Bord und auf eine wieder eineinhalbstündige Fahrt über den Ärmelkanal. In Calais verließen die NRC-Bikes flugs das Schiff und begaben sich zur Autobahn. Mit noch zwei Stopps (einmal essen, einmal tanken) ging es dann nach Hause.
Ein beeindruckendes verlängertes Wochenende ging zu Ende.