The lonly Rider, oder biken als Therapie

Sonntag 3.11. die Sonne scheint schon morgens ins Schlafzimmer.

Frei nach dem Motto der Junge muss an die frische Luft das Handy geschnappt

und in die Gruppe geschrieben.

Leider mussten schon einige vom Chapter mit den Ausmalbildchen vorlieb nehmen, daher nur

spärliche Rückmeldungen.

So ging es dann um 12Uhr los Richtung Hamminkeln.

Der Niederrhein zeigte sich von der schönsten Seite, rotbraune Alleen

säumten den Weg, Haufen von gelben Blättern am Straßenrand strahlen mit dem

blauen Himmel um die Wette

Schon gut das mein Navi mir den Weg zeigt, hatte von der letzten Tour noch

die schnelle Route eingestellt, bei den vielen Blättern auf der Straße eine

hervorragende Wahl.

Also viel Zeit die Gedanken schweifen zu lassen….

So viel negatives was einen da zuerst durch den Kopf geht.. heftiger Stress

im Job, der plötzliche Tot eines Kollegen, das eingeschläferte Pferd meiner

Tochter (gerade in Norwegen) mit dem Zusammenbruch meiner Frau, ein dement

werdender Vater 300km weit weg, wo treibt es mich noch hin?

* Ein richtiger Herbst Blues *

Trotz derartiger Gedanken rollt die Harley storisch dahin, Road-King halt,

….hmmm…. aber der Motor braucht auch mal wieder liebe, läuft etwas

unrund, machen die Reifen in der Kurve gerade komische Geräusche oder war

das der Straßenbelag und sind die Stoßdämpfer wirklich noch in Ordnung, kann

ich das selber machen oder doch den Guido besuchen?

Da wird die Kurve im Trott auch schon mal innen angefahren und es wird eng:

schon erinnere ich mich an die guten Fahrsicherheitstrainings, konzentriere

mich mehr auf die Straße und die Kurven laufen wieder geschmeidig rund….

In solchen Situationen ist es wirklich gut sich auf seinen Begleiter

verlassen zu können, jeder für jeden, immer sehe ich seine 3 Scheinwerfer mit

dem Windschield im Rückspiegel…

Scheinbar waren viele andere Biker auch noch mit dem Ausmalen der Bikerbilder auf Grund von Saisonkennzeichen beschäftigt, denn viele Bikes waren noch nicht da…so kam es zu dem einsam/zweisamen Bild auf dem Parkplatz..

Dennoch das freundliche, …na die richtige Seite auf

der du fahren möchtest ist auch noch nicht gefunden…. treibt mir das grinsen ins Gesicht…. Ich als alter Monk bekomme das

heute einfach nicht hin, -so what- aber der Burger mit Pommes ist wiedermal

klasse und etwas später der nette Plausch mit den 1903er die gerade heute einen Stammtisch

abhalten rundet die Rast ab.

Beim Gang durch die heiligen Hallen bei Thunderbike wird mir langsam bewusst

wie gut es mir doch geht, wie privilegiert ich bin und mir eine so schöne

Maschine vor so vielen Jahren gekauft zu haben und Member in einem so

angenehmen Chapter zu sein.

Die neueren Maschinen glänzen um die Wette….. nein mein Dickschiff gehört

zu mir und wird bleiben, Zeit wieder aufzubrechen…

Beim Aufsteigen denke ich noch weiter… ich habe mir Wirklichkeit damals

ein Lebensgefühl und grenzenlose Freiheit geleistet und keinen Haufen Eisen.

Der Wind treibt mir so langsam die tiefsinnigen Gedanken aus dem Schädel.

Die Einschläge der Insekten in mein Gesicht werden im Herbst auch weniger,

denke ich gerade noch, als ein Käfer mittig auf meine Stirn klatscht…

–zack wieder wach–

Wie viele Freunde mich in den letzten Tagen unterstützt und geholfen haben,

es ist so schön nicht alleine da zu stehen, so langsam setzt die Entspannung

ein, ich bekomme das alles schon irgendwie hin…

Die letzten Kurven bis zu Hause, noch ein kurzes Quatschen mit meinem

Flügelmann, schmunzelnder Weise… – ja ich hatte heute eine dicke Jacke und

Handschuhe an– , dafür aber viel Sonne getankt und meine Frau hat nach 5

Stunden einen tiefenentspannten Mann zurück